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AutorenbildPatrick Mexner

Alltägliche Greener Choices Teil 2: Ernährung & (Plastik-)Müll

Die liebe Ernährung. Wir alle wissen, dass die Art, was und wie wir essen, einen signifikanten Einfluss auf unsere Gesundheit haben kann. Dabei ist Essen aber so stark von Gewohnheiten geprägt, dass jeder, der schon einmal eine Diät probiert hat, weiß, wie schwer es ist, seine Ernährungsweise grundlegend zu ändern. Jetzt kommt noch die Klimadebatte hinzu und immer öfter ein "gehobene Zeigefinger", wie stark vor allem (Rind-)Fleischkonsum zum CO2 Ausstoß beiträgt. Und irgendwie muss das Essen ja auch noch auf den Teller kommen...


Wegen der Schwierigkeit des Themas und den teils emotional geführten Debatten, möchte ich an dieser Stelle einfach ein wenig inspirieren und zum Ausprobieren anregen: Von daher anbei 5 meiner wichtigsten Erkenntnisse, wie ich versuche, mich sowohl gesünder als auch umweltbewusster zu ernähren:

  1. Einfach weniger Fleisch - der Gesundheit & dem Klima zu Liebe: Die folgende Erkenntnis hat mich wirklich überrascht: Die weltweite Tierhaltung sorgt für mehr Treibhausgase als der gesamte Verkehrssektor (inkl. Autos, LKWs, Flugzeuge & Schiffe)! Neben der hohen direkten Landnutzung trägt hier vor allem der Anbau von Futtermitteln, sowie die damit einhergehende Umwandlung von Wald- in Agrarflächen (z.B. die Brandrodung in Brasilien für die Viehzucht) zum hohen Umwelteinfluss bei. Damit sollte uns klar sein, wie wichtig für unseren CO2-Fußabdruck die eigene Ernährung ist. An dieser Stelle in Kürze mal zwei kleine Ideen, die vielleicht ein guter Anfang sein können: a.) Sich wirklich über Ernährung informieren. Damit meine ich nicht den nächsten Trend an Schlankmacher-Tipps, sondern fundierte Studien, die einen wissenschaftlichen Blick auf eine gesunde Ernährung werfen. Hier kann ich als leichten Einstieg den Film "Game-Changers" auf Netflix empfehlen (hier ein kleiner Review) und als "Standardwerk" den Ernährungskompass von Bas Kast (nicht vom etwas unwissenschaftlich anmutenden Untertitel "... das Fazit aller wissenschaftlicher Studien..." abschrecken lassen) . Letzterer wirft einen gut zugänglichen Blick auf das Thema Ernährung, indem es einen Überblick über zahlreiche (Meta-)Studien der vergangenen Jahre wirft, ohne (wie so oft bei den verrückten Ratgebern) dem einen Mantra oder der einen vermeintlich genialen Erkenntnis zu folgen. Spoiler: Fleisch kommt leider gar nicht gut weg, was unsere Gesundheit angeht. Also bedeutet eine fleischärmere Ernährung zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir tun etwas für unserer Gesundheit und das Klima! b.) Nicht radikal, sondern klein anfangen. Erst fleischfreie Gerichte, dann Tage, später sich vielleicht ganze Arbeitswochen vegetarisch ernähren. Anfänglich habe ich erst einmal gemerkt, wie selbstverständlich für mich Fleisch die zentrale Zutat in jedem warmen Essen war und wie wenig ich überhaupt vegetarische Gerichte kannte. Mittlerweile kann ich sagen, dass eine gute vegetarische Ernährung deutlich abwechslungsreicher und spannender ist, als unser typischer Schnitzel, Braten, Currywurst, Bolognese Speiseplan. Viele Menschen berichten übrigens auch von einem deutlichen Energie-Gewinn, wenn es in der Mittagspause fleischfrei zugeht (wer hat sich noch nicht am Schreibtisch in einem Mittagstief befunden, nachdem kurz zuvor der Sauerbraten noch gut gemundet hat). Also - einfach mal beim Einkaufen und Kochen experimentieren und sich überraschen lassen. Die Auswahl an "Meat-like" Produkten nimmt ja auch täglich zu und kann den Umstieg vereinfachen.

  2. Kaffee genießen - aber verantwortungsbewusst: Kaffee konsumieren wir wie verrückt. Im Schnitt 0,4 Liter pro Tag bedeuten fast 6,5kg Kaffeebohnen pro Jahr und Kopf. Damit schlagen wir sogar die Italiener um 1kg. Leider hat Kaffee allgemein eine schlechte Ökobilanz. Keine Angst - als leidenschaftlicher Kaffeetrinker versuche ich euch nichts auszureden. Aber es gibt einige Möglichkeiten, den Kaffeekonsum umweltfreundlicher zu machen, als er oft ist (hier ein guter ausführlicher Artikel vom Bayrischen Rundfunk) : a) Espressomaschine statt Kapseln: Die kleinen Kapseln sind praktisch, es ist aber auch offensichtlich, wieviel Müll dabei entsteht. Sowohl Alu- als auch Plastikkapseln können zwar recycled werden (wichtig: Bitte in den Gelben Sack geben!), trotzdem ist der Energiebedarf hoch und es müssen dem Kreislauf ständig neue Rohstoffe zugefügt werden. Wo Alu eine höhere Recyclingquote als Plastik haben kann, hat Plastik den geringeren Energiebedarf. Unterm Strich lässt sich nicht mit Sicherheit klären, wer hier im Vorteil ist. Sagen wir einfach, beides ist keine optimale Wahl. Um Längen besser ist Filterkaffee oder (mein absoluter Favorit), Kaffee aus der Espressomachine (wir sagen immer, dass unsere geliebte Sage Maschine und das Model 3 die mit Abstand zwei besten Anschaffungen sind, die wir je gemacht haben. Wobei erstere mit 400-500€ deutlich günstiger war ;-) ). Vollautomaten liegen ökologisch gleich auf. Filter-Pads (à la Senseo) sind übrigens vergleichbar mit Filterkaffee, nur die Umverpackung der Pads bedeutet ein kleinen Nachteil (Tipp: Großpackungen kaufen). b) Bei Coffee-to-go auf Pappbecher verzichten Auch wenn es anders scheinen mag, der berühmte Coffee-to-go-Pappbecher ist nicht (vernünftig) wiederverwertbar, weil er von Ihnen als Schutz vor der Flüssigkeit beschichtet (Verbundstoff) ist. Er wandert direkt auf die Deponie oder in die Müllverbrennung. Obwohl wir es besser wissen, wandern jedes Jahr alleine in Deutschland 2,8 Milliarden solcher Becher in den Müll (hier ein super Artikel dazu) . Bei der Herstellung werden 320 Millionen Kilowattstunden Energie benötigt. Das reicht für 100.000 Haushalte ein ganzes Jahr (oder 2 Milliarden Kilometer mit einem E-Auto)! Dabei sind die Alternativen wirklich vorhanden: - Bringt einfach euren eigenen Becher (hier mein Favorit) mit. Etliche Anbieter (gerade die großen Ketten) verkaufen auch (schicke) Modelle und immer mehr bieten sogar einen Rabatt an, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt. Starbucks macht nun noch einen tollen Schritt weiter. Bei Pappbecher muss man mittlerweile einen Aufpreis zahlen. Vielleicht ist das eine gute "erzieherische Maßnahme" für uns, damit wir diese (ich muss es leider sagen) Umweltsünde nicht tagein-tagaus begehen - Es gibt auch mittlerweile Mehrwegsysteme (z.B. Recup). Man zahlt einfach einen Pfand und gibt den Becher später zurück oder tauscht gegen einen sauberen (gefüllten) ein. Einfach und umweltfreundlich. Man kann nur hoffen, dass sich ein oder zwei Systeme hier durchsetzen. Also Augen auf, welche Cafés in eurer Nähe das vielleicht schon anbieten. - Ganz innovativ ;-) Trinkt euren Kaffee vor Ort: Ehrlich gesagt schmeckt der Kaffee doch besser aus einer richtigen Tasse und ein paar Minuten sitzen und genießen kann ein toller Moment der Ruhe in einem hektischen Tag sein. Und für Unterwegs hat man einfach eine Wasserflasche dabei... c) Fair-Trade statt einfach billig: Der Müll ist offensichtlich. Was wir leider viel zu oft ignorieren oder nicht kennen ist die schlechte ökologische Bilanz des Anbaus. Im schlechtesten Fall macht der Kaffeeanbau rund 70 Prozent der Umweltbelastung einer Tasse Kaffee aus. Im besten Fall aber gerade noch ein Prozent. Mit der richtigen Wahl des richtigen Kaffees fängt es also an. Hier kann ich nur jedem ans Herz legen, auf Organic-Fair-Trade-Kaffee umzusteigen. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an leckeren Bohnen und die Preise sind wirklich ok (mein Favorit: Rapunzel Gusto Espresso - oder den Espresso Minero von Lebensbaum - kosten beide ca. 16€/kg, z.B. im Super-Biomarkt). Hier wird sichergestellt, dass der Anbau nicht auf Kosten der Natur geht (z.B. keine Brandrodungen etc) und die Farmer ein vernünftiges Auskommen haben. Ich denke, dass sollte es uns Wert sein. Und persönlich finde ich, schmeckt es mit dem guten Gewissen gleich noch leckerer.

  3. Wassersprudler statt Plastikflaschen: Ich muss gestehen, dass ich mir an dieser Stelle, lange die Welt schöngeredet habe oder einfach zu ignorant war. Viel zu lange haben wir Einweg-Wasserflaschen aus dem Discounter gekauft. Der Einweg-Pfand suggeriert, dass der Kunststoff wiederverwertet wird. Der Verzicht auf schwere Materialien wie Glas (aber auch PET) und die wasserintensive und aufwendige Reinigung von Mehrwegflaschen ist aber vermutlich auch nicht ohne (siehe z.B. den Zeit Artikel hier)? Aber ist nicht viel entscheidender, wie lang die Transportwege des Wassers sind? Aber selbst wenn die Quelle in der Nähe ist, heißt das noch lange nicht, dass nicht aus Kostengründen, das Wasser erst einmal hunderte Kilometer zu zentralen Abfülllanlagen und später weitere hunderte Kilometer zu den großen Zentrallagern der Supermärkte gefahren wird. Diese Analyse hat mich fast verrückt gemacht. --> Dabei ist die Lösung so einfach! Der Wassersprudler. Ich verstehe nicht, warum wir nicht früher darauf gekommen ist. Uns schmeckt das Wasser genauso gut, der Kohlensäuregehalt ist nach Lust und Laune anpassbar und wir haben immer Sprudelwasser im Haus (ich empfehle einen Ersatz-Zylinder), auch wenn wir mal wieder von Besuch überfallen werden. Wir sind mit einem schlichten, einfachen Model (Sodastream Easy, ca. 50-60€) super zufrieden. Wer mag für den gibt es auch sehr stylische Optionen (z.B. der Stiftung Warentest Testsieger von Aarke). Finanziell sind die Kosten (im Wesentlichen die CO2-Füllungen) übrigens vergleichbar mit dem günstigsten Discounter-Wasser. Je nachdem woher man kommt, kann man hier also auch Geld sparen. Besonders günstig ist der Zylindertausch übrigens im Edeka (gut-und-günstig Füllung für 5,99€). Bitte beachten - die Kartuschen sind zwischen Sodastream, Club und Co alle gleich und man kann diese beliebig tauschen. Und CO2 ist CO2. Sprich es macht 100% Sinn, einfach die günstigste Variante zu nehmen. Also - probiert es aus, genießt die neue "Freiheit" und das mit einem guten Gewissen.

  4. Weniger Müll beim Einkaufen: Einwegtüten sind ja mittlerweile endlich verboten. Trotzdem kann man mit offenen Augen noch so einigen Müll beim Einkaufen vermeiden: - Netze nutzen, um loses Obst und Gemüse kaufen. Die Netze kosten wenig und es gibt sie mittlerweile in fast jedem Supermarkt. Im gleichen Zuge kann man dann auch auf groß umpackte Sachen (z.B. Tomaten, Paprika) verzichten. - Auch bezahlte Mehrwegtüten an der Kasse landen leider häufig im Müll. Ich empfehle diese kleinen, leichten Einkaufstaschen, die man einfach dauerhaft in der Hand- oder Jackentasche, im Auto oder Rucksack vorhalten kann (wir finden die von reisenthel praktisch und schick - 15 Liter Volumen, aber nur 40g leicht und verstaut mini-klein). Eine weitere Variante ist natürlich ein leerer Karton, den man noch in jedem Supermarkt findet. - Große Packungen: Eine Packung mit doppelt so viel Gewicht hat typischerweise mind, ein Drittel weniger Umverpackung (relativ zum Inhalt). Wenn Verschlüsse dabei sind, z.B. bei Spülmittel, haben größere Packungen kaum mehr Müll, halten aber deutlich länger. - Nachfüllpackungen: Zeitweise wieder aus der Mode, aber einen Blick wert. Nachfüllpackungen (sei es Fensterreiniger, Flüssigseife o.ä.) sind zwar auch aus Plastik, das Material ist aber deutlich dünner und damit umweltfreundlicher, als die Hartplastik-Flaschen. V.a. das Einsparen des Verschlusses/der Düse etc. (siehe vorherigen Punkt), spart einiges an Müll und damit auch Energie/CO2 in der Herstellung.

  5. Mehr Bio und Fair-Trade, weniger Discount Erst einmal die schlechte Nachricht vorab: Bio- und Fair-Trade-Produkte haben typischerweise einen höheren Flächenbedarf und (auch deshalb) einen höheren CO2-Fußabdruck als das gleiche Produkt aus konventioneller Landwirtschaft. Trotzdem: Biologisch zertifizierter Anbau ist unterm Strich aus Nachhaltigkeitssicht als eindeutig positiv zu bewerten: Durch geringeren Einsatz von Düngern, Pestiziden und Medikamenten wird das Trinkwasser deutlich weniger belastet. Zudem wird Artenvielfalt geschützt und schädliche Praktiken wie Brandrodung o.ä. unterbunden. Nichtzuletzt kommt es dem Tierwohl zu Gute und sorgt für eine finanziell nachhaltige Lebensgrundlage der Bauern im In- und Ausland. Und der Hauptgrund wohl für die Meisten: Bio ist gesünder. Wir Deutschen sind leider Weltmeister darin, für Lebensmittel quasi nichts auszugeben. Diverse Studien zeigen immer wieder, dass Deutschland die niedrigsten Preise weltweit hat, obwohl wir eines der reichsten Länder der Welt sind. Das sieht man dann aber auch an der Qualität - wenn die Tomate nur 2€ das Kilo kosten darf, finden die besten Produkte eben ihren Weg häufiger in andere Länder (wie z.B. Frankreich), wo Menschen diese mehr zu schätzen wissen. Von daher sollten wir uns vor allem bei frischen Lebensmitteln wie Tierprodukte und Gemüse/Obst vielleicht doch eher von Qualität als dem Lockangebot des Discounters leiten lassen - Gesundheit, Gesellschaft und Umwelt lassen danken. (mehr Details zu dem Thema in einem separaten Blog hier).


Jeder muss für mich selber entscheiden, ob er diese Themen angehen möchte, vor allem Punkt 1, der mit Abstand den größten Effekt ausmachen kann. Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten und Mut zusprechen: Für unsere Familie war Fleisch ein selbstverständlicher Teil (fast) jeder Mahlzeit. Es wurde gar nicht in Frage gestellt. Inspiriert vom Ernährungskompass von Bas Kast, dem Film "The Gamer Changers" auf Netflix und dem Lernen, dass global die landwirtschaftliche Tierhaltung für einen höheren Treibhausgas-Ausstoß als der gesamte Transport- und Verkehrssektor verantwortlich ist, haben wir uns aber auf die Reise begeben. Mittlerweile muss ich sagen: Eine deutlich reduzierterer und bewussterer Fleischkonsum hat mir die Türen zu einer gesünderen und viel abwechslungsreicheren Ernährung geöffnet. Die vegetarische Küche hat so viel Kreativität zu bieten - da kommen einem die typisch deutschen Fleischgerichte sehr bald, sehr langweilig vor...

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